Heil- und Pflegeanstalten
Die Gau-Heil- und Pflegeanstalt für Geisteskranke in Wiesengrund/Dobřany
Beschreibung der Anstalt (1912)
Die Anstalt wurde in den Jahren 1876 bis 1881 vom Landesausschusse des Königreiches Böhmen auf einer leichten Anhöhe nahe Dobřzan, zwei Eisenbahnstationen von Pilsen entfernt im Pavillonsystem mit einem Kostenaufwande von
Sie besteht aus:
- der Heilanstalt für Kranke, die besondere Pflege und Aufsicht bedürfen, sowohl auf der Männer-, als auch auf der Frauenseite durch gedeckte Gänge mit dem Administrationsgebäude, und mit der Anstaltsküche und Kirche verbunden.
- Die Pflegeanstalt besteht auf der Männerseite aus an der Peripherie angeschlossenen 3 Pavillons, auf der Frauenseite aus 4 Pavillons. Zur Pflegeanstalt sind auch die als Kolonie I bis VI bezeichneten Gebäude zu zählen, von denen Kolonie III bis VI im Jahre 1891 für etwa 200 meist arbeitende Kranke erbaut wurden. Sämtliche 22 Krankengebäude sind von mit Weissdornhecken begrenzten Gärten umgeben, mit Ausnahme der Gebäude für Unruhige, woselbst der Garten von einer Mauer umgeben ist. Die im I. Stocke dieses Gebäudes für verbrecherische Irre bestimmte Abteilung unterscheidet sich nur durch die vor den Fenstern angebrachten starken Gitter.
An Epilepsie leidende Kranke sind grösstenteils in einem Pavillon vereinigt, ebenso an Tuberkulose leidende Kranke in abgesonderten Sälen der somatischen Abteilung untergebracht.
Ein wesentlicher Unterschied zwischen der Heil- und Pflegeanstalt besteht, bis auf die Krankenaufnahme, bei der hochgradigen Ueberfüllung nicht mehr.
Aus: Die Irrenpflege in Österreich in Wort und Bild. Redigiert von Dr. Heinrich Schlöss, Halle 1912
Beschreibung der Anstalt (1942)
Gau-Heil- und Pflegeanstalt Wiesengrund: | ||
Höchst | Normal | Belegt |
2909 | 2000 | 2171 |
124 ha Gesamtfläche des Grundstücks.
Eigener Bahnhof, Bahnlinie geht aber durch das Protektorat; 15 km zum nächsten Bahnhof. 60 km zum nächsten deutschen Krankenhaus. Chefarzt Dr. jur. Dr. med. Hever. Ein "impulsiver Oesterreicher", der bakteriologisch und internistisch interessiert ist. Spezial-Kinderabteilung!
Die Anstalt besteht aus einer Serie grosser Häuser im Korridorsystem mit grossen, nüchternen Sälen und schlechter Ventilation. An Therapie steht die Arbeitstherapie im Vordergrund. - Die eigene Ernte und die der weiteren Umgebung wird von den Kranken eingebracht. 70 Kranke in Familienpflege, für die die Anstalt Geld bekommt.
Die Wirtschaftsräume, Küche und Waschhaus sind hell und modern und genügen einer Kapazität von 3.600.
In der Kinderabteilung eine 3klassige Hilfsschule und Vorschule, die von 5 Nonnen geführt wird. Sehr unruhiges Material; 20 Zellen teils noch in Betrieb, vergitterte Fenster.
Eingerichtet wird ein grosses Labor, das Chefarzt der Infektionsabteilung früher schon mit Vorliebe getrieben hat.
Werkstättenhaus vorhanden, eigene Ziegelei zugekauft. Der Gutshof ist gut angelegt und erweiterungsfähig. - Röntgen vorhanden, Elektroschock bestellt.
Verwendungsvorschlag: Heilanstalt
Aus: BAB, R 96 I/15, Abschlussbericht über Planung Sudetenland vom 4.–13. August 1942
Lage der Anstalt
Psychiatrická léčebna v Dobřanech
Ústavní ulice 2
334 41 Dobřany
http://www.pldobrany.cz