Konzept/ Künstlerisches Konzept
Die Gaskammer, der Technikraum, der Leichenraum und der Krematoriumsraum bildeten den Ort der nationalsozialistischen Massentötungen in Hartheim. Die Geschichte dieses Ortes erschließt sich nicht von selbst. Dafür ist die Beseitigung der Spuren durch die nationalsozialistischen Rückbaumaßnahmen der Jahreswende 1944/45 verantwortlich. Alle Tötungseinrichtungen wurden beseitigt, sodass bei oberflächlicher Betrachtung nichts mehr auf die Geschichte der Jahre 1940 bis 1944 hinweist.
Die verbliebenen baulichen Spuren des Geschehens mussten gefunden, gesichert und gedeutet werden, um von den Besucherinnen und Besuchern auch „gelesen“ werden zu können. Eine buchstäblich einschneidende Maßnahme bestand in einem Schnitt durch die ehemaligen Tötungsräume, der die Anordnung der mechanisierten Tötungsstrecke sichtbar macht. Durch den räumlichen Schnitt führt ein Steg, der den Weg der Besucherinnen und Besucher vorgibt. Die Tötungsräume können durchschritten, aber nicht betreten werden. Aus dieser Distanz heraus entscheidet jede Besucherin/ jeder Besucher selbst, wie nahe sie/ er das historische Geschehen an sich heranlässt.
Gleichzeitig werden die wenig erhaltenen baulichen Spuren am Boden geschützt.
„Mein wichtigstes Anliegen ist es, einen Erinnerungsprozess in Gang zu halten“, schrieb der 2018 verstorbene Künstler Herbert Friedl, der die Gedenkstätte im Schloss Hartheim neu gestaltete. Dies bedinge das Schaffen einer neuen Wirklichkeit, die in Distanz zum historisch-realen Geschehen stehe. Nicht Rekonstruktion oder Inszenierung der Einrichtungen und Ereignisse sei das Ziel, sondern die Geschehnisse mit einer abstrahierten Gestaltung ins Gedächtnis zurückzurufen. Die Gedenkräume sind durch „Leere“ geprägt, die den noch vorhandenen, originalen Spuren ihre Stärke ermöglicht. Der Harmonie und Schönheit des Schlosses werden „Irritationen“ und „Störungen“ entgegengesetzt, die auf die tragischen Geschehnisse verweisen. Bei der Gestaltung der Gedenkstätte beschränkte sich Friedl auf die Materialien Glas und Stahl. Diese finden sich im Bereich des ehemaligen Busschuppens, beim Weg der Opfer zu den Tötungsräumen und außen an den Fenstern der Tötungsräume. Lichtspuren führen durch die Gedenkräume und zum Meditationsraum.
Der Weg der Opfer auf dem Arkadengang wurde, in Anlehnung an die damaligen Holzwände, ebenso mit Stahlpaneelen versehen. Teil der künstlerischen Gestaltung sind auch die Glaspaneele im ehemaligen Aufnahmeraum, der Grabungsblock, der Steg durch die ehemaligen Tötungsräume, die Beleuchtung im ehemaligen Krematoriumsraum sowie der Meditationsraum.